Die Bedingungen hätten kaum besser ausfallen können und dennoch blickte man am Ende des Tages in viele ratlose Gesichter. Während sich die Blue Wings vor kurzer Zeit noch über den ersten Auswärtssieg freuten, mussten sie nun am Wochenende die erste Heimniederlage der Saison hinnehmen. Im Rückspiel gegen die Hamburg Blue Devils zeigten die Gäste erneut mehr Finesse und Motivation und gingen letztlich verdient mit 27:21 (0:7/8:8/7:6/6:6) vor knapp 300 Zuschauern als Sieger vom Platz. Schon vor dem Anpfiff marschierte der ehemalige Erstligist mit Unterstützern – Fans & Cheerleader – groß auf und zeigte eindeutig, dass sie sich nur zur Durchreise in der Oberliga befinden. Dennoch geht die Niederlage auf die Kappe der Gastgeber, welche teilweise halbherzig spielten und die ausreichenden Chancen nicht nutzten, um das Spiel doch noch in eine andere Richtung zu lenken.
Unmittelbar nach dem Kickoff zeigte sich Wolfsburgs Defense bereits von ihrer besten Seite und machte genau dort weiter, wo sie in Bremen aufgehört haben. Sie konnten sogar einen Fumble erzwingen und absichern. Die Offense hingegen hatte noch deutliche Startschwierigkeiten und wusste mit dem Ballbesitz vorerst noch nichts anzufangen. Also nutzte Hamburg nach mehreren Ballwechseln die nächstbeste Gelegenheit, um die ersten Punkte zu erzielen. Angefangen von der eigenen 20-Yard Linie kämpften sie sich voran, ehe sie mit einem 40-Yard Lauf über die Außenseite den ersten Touchdown des Tages erzielten. Mit dem erfolgreichen Extrapunkt gingen die Gäste in Führung (Stand 0:7).
Im zweiten Quarter konnte die Defense zwar weitere Angriffsversuche der Blue Devils vorzeitig stoppen, aber die Blue Wings hatten ebenfalls Probleme, den Ball nach vorne zu bewegen. Es kam sogar noch schlimmer, dass ein Pass von Quarterback Phillip Glietsch abgefangen und erst kurz vor der Endzone gestoppt wurde. Hamburg nutzte die gute Feldposition gnadenlos aus und baute die Führung mit einem kurzen Pass in die Mitte aus. Selbst die Two-Point-Conversion – aus der Kickformation einen Lauf gespielt – war erfolgreich (Stand 0:15).
Mit einem beachtlichen Rückstand wurden die Blue Wings jetzt plötzlich erst wach und läuteten die Aufholjagd ein. Direkt im Anschluss war es Receiver Arne Dettmer, der entlang der Seitenlinie runtersprintete und alle Gegner hinter sich stehen ließ. Bei der anschließenden Two-Point-Conversion empfing Receiver Jan Zillmer einen Pass von QB Glietsch und kämpfte sich mit Erfolg in die Endzone (Stand 08:15). Bis zur Halbzeit keine weiteren, nennenswerten Aktionen.
Nach der Pause brauchten beide Mannschaften Zeit, um wieder in Form zu kommen, wobei Wolfsburg die ersten Akzente setzte. Nach mehreren langen Läufen standen die Blue Wings wieder kurz vor der gegnerischen Endzone. QB Glietsch feuert einen Pass auf Receiver Zillmer, der den Ball direkt auf der Linie und knapp über dem Boden sichern konnte. Mit dem anschließenden Extrapunkt war der Gleichstand wiederhergestellt (Stand 15:15). Die Blue Devils hatten eine direkte Antwort parat und marschierten kontinuierlich über das Spielfeld. Am Ende benötigte ihr Receiver nur noch einen 15 Yard Pass, um die Gäste wieder in Führung zu bringen. Der Extrapunkt ging daneben (Stand 15:21).
Mit nur einem Touchdown Rückstand ging es im vierten Quarter schließlich in die heiße Phase. Dabei leistete die Verteidigung beider Mannschaften vorerst gute Arbeit und verhinderte jeglichen Raumgewinn. Zwar konnten die Blue Devils eine weitere Interception abfangen, jedoch ging der anschließende Fieldgoal-Versuch daneben. Jetzt war auch Wolfsburgs Offense wieder am Spielgeschehen beteiligt und setzte alles in Bewegung. Mal wieder war es Receiver Dettmer, der sich schnell an der Seitenlinie entlang bewegte und den Ball über mehr als 50 Yards in die Endzone transportierte. Keine Chance für die Gäste. Da auch dieser Extrapunkt daneben ging, blieb es beim „nur“ beim Ausgleich (Stand 21:21).
Wie bereits im Hinspiel bewiesen die Blue Devils erneut viel Ruhe und Geschick, die sich den Sieg nicht nehmen lassen wollten. Mit dem nächsten Angriffsrecht warf der Quarterback einen langen Pass auf seinen Receiver zum Touchdown, der aufgrund einer Strafe zurückgerufen wurde. Glück für die Gastgeber. Wenige Versuche später fehlte den Blue Wings dann die Kraft sowie Aufmerksamkeit, so dass der gegnerische Receiver Wolfsburg Verteidiger hinter sich ließ, den Pass fing und nur noch in die Endzone laufen musste. Der Extrapunkt ging zwar daneben, aber dennoch war das Spiel somit entschieden (Stand 21:27). Innerhalb der verbleibenden Spielzeit fehlten Wolfsburg die nötigen Mittel.
Trotz knappem Endstand fällt die Enttäuschung am Ende überaus groß aus. Die Blue Wings haben zwar das Potential, derartige Spiele zu gewinnen, jedoch wurde es ein weiteres Mal nicht abgerufen. „Bei dieser mangelnden Trainingsbeteiligung kann man nichts anderes erwarten“ kritisiert Defense Coordinator Stefan Korten. Über die gesamte Saison hinweg erwies es sich immer wieder als schwer, situationsgerecht zu trainieren. „Es ist vollkommen in Ordnung, wenn die Spieler das Training mal aus Zeitgründen nicht wahrnehmen können, aber teilweise kriegen wir nicht mal eine ganze Mannschaft zusammen!“. Eine ansteigende Leistungsverbesserung im Mannschaftssport sieht leider anders aus. Auch wenn die Blue Wings im Spiel über weite Strecken zwar immer wieder gute Aktionen gezeigt haben, wurden diese immer wieder durch Fehler oder Abstimmungsschwierigkeiten zunichte gemacht.
Besonders ärgerlich: Beim genaueren Blick auf den Spielverlauf hat Wolfsburg auf dieselbe Weise wie bereits im Hinspiel verloren, es wirkt wie eine Wiederholung. Wie schon zuvor starteten die Blue Wings mit einem Rückstand ins Spiel, ehe sie ein grandioses Comeback einleiteten um den Sieg dann doch kurz vor Ende wieder aus der Hand zu geben. „Das ist ärgerlich! Wir haben noch viele Baustellen und kriegen einfach keine Kontinuität rein“ beurteilt Headcoach Stefan Trienke die Situation. War zuletzt noch ein positiver Aufwärtstrend zu verzeichnen, ging es dieses Mal Berg ab, wodurch nun auch die makellose Heimbilanz vereitelt wurde. Obwohl die Playoffs schon seit längerer Zeit abgeschrieben sind und die Befreiung aus der Mittelmäßigkeit fehlschlug, ist das Ende der Saison noch nicht erreicht. „Wir müssen jetzt umschalten und wieder zu alter Stärke zurückfinden. Selbst wenn die vorderen Plätze nicht mehr einzuholen sind, geben wir uns nicht so leicht geschlagen. Außerdem macht gewinnen mehr Spaß“ so Trienke.