Atemberaubend: Blue Wings siegen im Krimi mit 34:28

Spannender hätte der Sonntag kaum ausklingen können. Bei bestem Sonnenschein und großartiger Stimmung erlebten die rund 300 Zuschauer auf den Tribünen einen Showdown, der ihresgleichen sucht. Insbesondere zum Schlussakt war die Menge lautstark dabei, als Wolfsburg den Sieg buchstäblich in der letzten Minute perfekt machte. Obwohl die Gäste aus Osnabrück alles aufgefahren haben, waren die Wings einfach einen Ticken besser. Nach einem unnötig spannenden Final-Krimi setzten sich die Gastgeber schließlich mit 34:28 (0:0/15:7/12:8/7:13) durch und bewiesen einmal mehr ihre Heimstärke. Dennoch steht fest, dass die Osnabrück Tigers keineswegs leichte Beute waren und das Ergebnis definitiv anders hätte ausfallen können.

Da es sich um das erste Aufeinandertreffen beider Mannschaften handelte, war der Auftakt vorerst relativ verhalten. Sowohl Wolfsburg als auch Osnabrück konnten den Ball zwar stellenweise vorwärts bewegen, aber Punkte blieben Mangelware. Erst zu Beginn des zweiten Quarters nutzte Wolfsburgs Defense einen Fehler aus, um den Ball zu klauen und wenige Yards vor der Endzone zu positionieren. Beflügelt von diesem Turnover (Ballverlust) legte die Offense endlich den Schalter um, indem Running Back Marcel Heinecke mit vollem Einsatz durch die Mitte stürmte und den ersten Touchdown des Tages erzielte. Sogar die anschließende 2-Point-Conversion funktionierte, als Receiver Jan Zillmer den Pass von Quarterback Phillip Glietsch empfing und ohne Kontakt in die Endzone hechtete (Stand 08:00). Dadurch wurden auch die Tigers wachgerüttelt und konterten mit entsprechender Antwort. Immer wieder nutzten die Gäste die Stellungsfehler der Blue Wings aus und beendeten den Angriff mit einem Pass in die Endzone. Durch den erfolgreichen Extrapunkt wurde der Zwischenstand auf 08:07 verkürzt.

Wolfsburg ließ sich davon nicht einschüchtern und marschierte weiterhin über das Spielfeld. RB Heinecke gab sich noch lange nicht zufrieden und setzte nach hervorragender Vorarbeit zum nächsten Touchdown an, wobei er unaufhaltbar über die gesamte Hälfte lief. Der Extrapunkt von Kicker Jan-Erik Leusmann war ebenfalls erfolgreich (Stand 15:07). Kurz vor der Pause hätte die Führung noch weiter ausgebaut werden können, als Receiver Arne Dettmer einen Pass von QB Glietsch in der Luft schnappte und nur wenige Yards vor der Endzone landete, aber leider reichte die Zeit nicht mehr aus.

Nach der Halbzeit behielten die Blue Wings weiterhin die Kontrolle und machten nahtlos weiter. Gleich mit dem ersten Angriffsrecht nutzte RB Heinecke die Gelegenheit, um es in der gegnerischen Endzone klingeln zu lassen und den Hattrick voll zu machen. Der Extrapunkt wurde geblockt (Stand 21:07). Wolfsburgs Offense ließ nicht locker und demonstrierte auch noch ihre Luftüberlegenheit. QB Glietsch warf einen 20-Yard Pass auf den freistehenden Receiver Arne Dettmer, der den restlichen Fußmarsch zum Touchdown völlig unberührt absolvierte. Auch dieser Extrapunkt wurde geblockt (Stand 27:07). Mit einem respektablen Punktepolster ging es allmählich in die heiße Phase, denn an diesem Punkt kippte plötzlich das Momentum.

Als hätten die Gastgeber bereits sämtliche Reserven verschossen, spielten die Blue Wings sehr unkonzentriert und müde, was Osnabrück gnadenlos ausnutzte. Zum einen konnten sie Wolfsburgs Angriff immer wieder stoppen, zum anderen funktionierte nun auch ihr eigenes Angriffssystem. Nach einer Vielzahl an Lauf- und Passspielzügen fanden sie zum zweiten Mal den Weg in die Endzone und läuteten offiziell die Aufholjagd ein. Selbst die 2-Point-Conversion funktionierte (Stand 27:15).

Das letzte Quarter lag schließlich eindeutig in der Hand des Gegners, der seine Angriffsserie weiterhin nahezu unaufhaltsam fortsetzte. Obwohl Osnabrücks Quarterback permanent unter Druck gesetzt wurde, bewahrte er einen kühlen Kopf, verteilte die Bälle und reagierte auf Wolfsburgs Schwächen. Nach zwei weiteren Touchdowns – ein Lauf und ein Pass – erlangten die Tigers erstmals die Führung an diesem Tag.

Beim Stand von 27:28 und mit weniger als zwei Minuten verbleibender Spielzeit ging es für die Blue Wings in den Schlussspurt. Wie zuvor angekündigt lautete die Devise: „Alles oder nichts!“. Etwas mühselig erkämpften sich die Wolfsburger immer wieder neue erste Versuche. An der 15-Yard Linie sah QB Glietsch die Möglichkeit und legte einen Pass in die Endzone. Wieder einmal war es Receiver Dettmer, der den Ball in der Luft sicherte und den Landeanflug zum entscheidenden Touchdown ansetzte. Auch der Extrapunkt war gut. Damit gelang in letzter Minute der Sieg, entsprechend laut war der Jubel dann auch auf der Tribüne.

Der große Fang! Arne Dettmer mit dem Siegestouchdown.
Der große Fang! Arne Dettmer mit dem Siegestouchdown.

„In den letzten Jahren haben wir solche Spiele nicht mehr drehen können, aber dieses Mal waren alle total fokussiert“ resümiert Offense Captain Helge Dosdall unmittelbar nach Abpfiff. Trotzdem hinterlässt der Sieg einen faden Beigeschmack, da Wolfsburg in der zweiten Hälfte einen Vorsprung von 20 Punkten verspielt hat. Die Tigers erzielten drei Touchdowns in Folge, ohne Antwort der Blue Wings. „Sowas ist unnötig! Wir hätten den Sack bereits zu machen können, sind jedoch durch zu viele Fehler am Ziel vorbeigeschossen“ kommentiert Defense Coordinator Stefan Korten und ergänzt: „Die Offense hat wahre Stärke bewiesen und uns dieses Mal den Arsch gerettet!“. Eigentlich erschien die Defense in der Vergangenheit meist wie ein Bollwerk, aber dieses Mal waren erhebliche Defizite erkennbar. Die Osnabrück Tigers haben sich als physisch anspruchsvolles Team herausgestellt, dass man weiterhin nicht so einfach unterschätzen sollte. Dennoch dürfen derartige Situationen einfach nicht passieren.

Viel Zeit zur Fehlerbehebung bleibt aufgrund des engen Terminplans jedoch mal wieder nicht. Am Samstag steht nämlich bereits die nächste Herausforderung bevor, auswärts zu Gast bei den Hamburg Black Swans. Diese haben bislang alle ihre Spiele gewinnen können. Jetzt kommt es drauf an, ob die Blue Wings schnell umschalten können und ihre Beine wieder in Bewegung kriegen, um dem negativen Auswärtstrend endlich entgegenzuwirken. Kickoff ist erst um 17 Uhr.

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