Es nimmt kein Ende: Blue Wings befinden sich im Sturzflug

Hat Wolfsburg sich schon selbst abgeschrieben? Nach vergangenem Sonntag eine durchaus berechtigte Frage, als Wolfsburg mal wieder „umsonst“ unterwegs gewesen ist und eines besseren belehrt wurde. Trotz aller Mittel und Wege unterlagen die Blue Wings mit 26:38 (14:07/0:21/6:3/6:7) bei den Osnabrück Tigers. Auch wenn es immer wieder gute Szenen zu sehen gab und das gesamte Spiel hart umkämpft war, liefen die Gäste größtenteils mal wieder nur auf Sparflamme. Unnötige Fehler und Strafen führten dazu, dass Wolfsburg in diesem Jahr weiterhin ohne Auswärtssieg dasteht. Anstatt der Mittelmäßigkeit zu entfliehen, rutscht die Mannschaft immer weiter hinein und blickt auf einen erschreckenden Negativrekord. Vier Niederlagen stehen mittlerweile nur zwei Siegen gegenüber. Dabei sah es für die Wings zu Anfang der Partie gar nicht mal so schlecht aus.

Gleich zu Spielbeginn musste sich Wolfsburgs Defense beweisen und zeigte sich zugleich von ihrer besten Seite. Da die Tigers noch deutliche Abstimmungsschwierigkeiten hatten, verloren sie nach wenigen Spielzügen nicht nur den Ball, sondern auch das Angriffsrecht. Die Blue Wings wussten es besser, fegten über den gesamten Platz und vollendeten mit einem kurzen Lauf von Running Back Marcel Heinecke zum Touchdown. Sogar die anschließende Two-Point-Conversion wurde erfolgreich umgesetzt, durch einen kurzen Pass auf Receiver Jan-Erik Leusmann (Stand 8:0).

Obwohl Osnabrück mehrere positive Yards erzielen konnte, war dennoch kurz vor der Endzone Schluss. Die Gastgeber kamen einfach nicht an den Wolfsburgern vorbei, somit keine Punkte für die Tigers. Nun schlichen sich aber auch bei den Gästen die ersten Fehler ein, so dass Osnabrück durch eine Interception direkt wieder in Ballbesitz gelangte. Mit dem Rücken zur Wand hatten die Blue Wings dieses Mal keine Antwort parat und kassierten durch einen Laufspielzug die ersten Punkte. Mit dem erfolgreichen PAT holten die Tigers wieder auf (Stand 8:7).

Wolfsburgs Offense gab sich damit nicht zufrieden und baute die Führung wieder aus, indem Quarterback Phillip Glietsch seine Wurfqualitäten unter Beweis stellte und einen langen Pass direkt in die Arme von Receiver Leusmann legte. Die Two-Point-Conversion wurde jedoch vorzeitig gestoppt (Stand 14:7).

Während die Blue Wings zum Auftakt noch brillierten, war das zweite Quarter einfach nur zum Wegschmeißen. Osnabrück tanzte die Verteidigung immer wieder spielend einfach aus und fand schließlich das Loch in der Mitte zum Touchdown. Auch der Extrapunkt war gut (14:14). Weil Wolfsburg auch im Angriff plötzliche keine Antwort mehr parat hatte, setzten die Tigers ihren Spießrutenlauf ungebrochen fort. Die Defense schien sichtlich überfordert und konnte weder einen langen Lauf über außen, noch einen tiefen Pass in die Mitte verteidigen. Beide Spielzüge endeten in der Endzone. Somit erlebten die Wolfsburger beim Stand von 14:28 einen erheblichen Dämpfer zur Halbzeit.

Nach der Pause jagten die Blue Wings dem Rückstand mit neuer Motivation hinterher und wurden dafür auch belohnt. Wieder einmal war es Running Back Heinecke, der mehr als 40 Yards überbrückte und alle Gegner hinter sich stehen ließ. Trotz vereitelter Two-Point-Conversion war beim 20:28 wieder ein Lichtblick zu erkennen. Osnabrück ließ sich davon kaum beeindrucken und hatte immer wieder eine große Chance nach der anderen, um die Führung weiter auszubauen. Letzten Endes fand die Defense wieder zu alter Stärke und wusste die Endzone zu verteidigen, so dass es am Ende dann „nur“ für ein Fieldgoal der Tigers reichte. (Stand 20:31)

Wolfsburg gab sich noch lange nicht geschlagen und legte im letzten Quarter nochmals eine Schippe drauf. Die Offense kämpfte unaufhörlich weiter und ließ sich auch von teils unnötigen Strafen nicht unterkriegen. Schließlich wurden sie für ihre Bemühungen belohnt. QB Glietsch hatte erneut Receiver Leusmann im Blickfeld und warf einen schönen langen Pass über mehr als 20 Yards in die hintere linke Ecke der Endzone, wo Leusmann den Ball nur noch einstecken musste. Auch wenn die Two-Point-Conversion mal wieder nicht funktionierte, ging es mit einem knappen 26:31 in die heiße Phase.

Beide Seiten hatten sich mittlerweile eingependelt und es folgte ein offener Schlagabtausch ohne Punkte, dabei hatten die Blue Wings auch noch mit der Uhr im Nacken zu kämpfen. Die Offense ging weiterhin mit der richtigen Einstellung voran und setzte immer wieder gute Akzente, jedoch machten sie sich ihre guten Feldpositionen immer wieder durch unnötige Strafen & Fehler zunichte. Selbst die Defense ging in den letzten Minuten nochmals „All In“ und versuchte allesmögliche, um wieder in Ballbesitz zu gelangen. Aufgrund der hohen Risikobereitschaft setzten die Tigers sogar noch einen oben drauf und vollendeten zum Schlussstand von 26:38. Auch wenn die Offense noch einmal voll aufdrehte, reichte die Zeit sowieso nicht mehr aus.

„Dieses Spiel haben wir bereits im zweiten Quarter verloren“ erläutert Defensive Coordinator Stefan Korten rückblickend auf die Schlussphase. „Wir haben zum Ende zwar volles Risiko gesetzt, aber da ist das Kind schon lange in den Brunnen gefallen! Natürlich hat die Defense wieder größtenteils starke Leistung gezeigt, aber ein Spiel dauert nun mal vier Quarter“. Damit geht Korten insbesondere auf das zweite Quarter (0:21) ein, in dem die Defense quasi nicht anwesend gewesen ist. An Taktiken lässt sich zwischen den Spielen eher weniger ändern, viel eher sind jetzt die Spieler gefragt, nochmals in sich zu gehen. „Das war teilweise wie eine Leistungsverweigerung“ ergänzt Korten abschließend.

Natürlich hängen jetzt viele Fragezeichen über den Köpfen der Spieler. Über die Playoffs muss sich jetzt jedoch auch keiner mehr Gedanken machen, womit ein weiteres Jahr in der Oberliga verschwendet wird. „Anscheinend haben sich einige Spieler die Situation nicht zu Herzen genommen“ resümiert Headcoach Stefan Trienke. „Wenn man nicht zum Training kommt, bekommt man die Quittung im Nachhinein, nur leidet dann die gesamte Mannschaft darunter“. Aktuell geht es nur noch darum, die Saison mit einem einigermaßen glatten Schnitt zu beenden, dabei stehen noch so einige Kracher bevor. Bereits am Samstag steht der nächste Gegner vor der Tür, dann sind die Bremerhaven Seahawks zu Gast. Das Rückspiel war schon kein schöner Anblick (07:33) und jetzt gilt es, sich dafür zu revanchieren. Fest steht, dass diese sich nicht so leicht abfertigen lassen.

Zumindest hatte die Jugend an diesem Wochenende Grund zur Freude. Das Rückspiel bei den Göttingen Generals verlief jedoch alles andere als einfach. Nach der unglücklichen 07:30 Niederlage im Hinspiel war bereits klar, dass die Wolfsburger sich den Sieg hart erkämpfen müssen. Dementsprechend war das auch ein wahrer „Arbeitssieg“. Beim Endstand von 07:06 konnten sich die Blue Wings am Ende fast noch glücklich schätzen, da die Partie bis zum Schluss volle Spannung bot. Erst kurz vor Schluss gelang Göttingen der Touchdown zum Anschluss, die Two-Point-Conversion konnte jedoch erfolgreich vereitelt werden. Bis auf diesen einen Ausrutscher leistete die Defense mal wieder eine bärenstarke Leistung. Nun bleibt abzuwarten, wie sich die Jugend dann zum Saisonfinale gegen die Hannover Spartans am 19.08. schlägt.

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