Gerade einmal sechs Tage nach der jüngsten Niederlage mussten sich die Blue Wings schon wieder beweisen, aber von Trauer oder Zweifel war keine Spur mehr zu sehen. Der einzige Niederschlag, mit dem Wolfsburg zu kämpfen hatte, war der immer wieder einsetzende Regen. Obwohl das Wetter nicht so ganz mitspielen wollte, fanden sich dennoch einige Footballbegeisterte im TV-Jahn Stadion ein, um eine Mannschaft zu erleben, die wie ausgewechselt wirkte. Vor rund 200 Zuschauern landeten die Blue Wings einen beachtlichen Sieg gegen die Bremerhaven Seahawks und schickten die Gäste mit 21:14 (9:0/0:8/6:0/6:6) wieder nach Hause. Voller Motivation und Begeisterung präsentierten sich die Gastgeber mal wieder von einer beeindruckenden Seite und untermauerten zugleich ihre Heimstärke.
Schon zu Beginn wurde den Seahawks aufgezeigt, dass es in Wolfsburg keine einfachen Punkte zu holen gibt. Grund dafür war dieses Mal die Defense, die sich einen Namen machte und den Gegner permanent unter Druck setzte. Ohne nennenswerten Raumgewinn mussten die Gäste das Angriffsrecht nach wenigen Versuchen schon abgeben. Wolfsburgs Offense hingegen kam viel besser in Fahrt und setzte früh zum ersten Touchdown. Nach mehreren erfolgreichen Spielzügen standen die Blue Wings unmittelbar vor der Endzone. Running Back Marcel Heinecke nahm den Ball selbst in die Hand und schob sich mit vollem Einsatz durch den Verteidigungswall. Auch der Extrapunkt durch Kicker Sven Labahn war erfolgreich und bescherte dem Gastgeber erst einmal die Führung (Stand 7:0).
Die Gäste aus Bremerhaven hatten bislang immer noch Probleme mit Wolfsburgs Verteidigung und kamen meist nur sehr mühselig voran oder gaben das Angriffsrecht schon frühzeitig wieder ab. Da Wolfsburgs Offense aber plötzlich genauso ins Stocken geriet, machte es sich die Defense zur Aufgabe, die Führung weiter auszubauen. Als die Seahawks nur einige Yards vor der eigenen Endzone mit dem Rücken zur Wand stand, sah Defense Captain Michel Müller die freie Lücke und nahm den gegnerischen Quarterback ungeblockt und mit voller Geschwindigkeit ins Visier. Durch den Tackle in der Endzone gab es dann den verdienten Safety (Stand 9:0).
Während die Defense weiterhin konstante Leistung ablieferte und die Gäste in Schach hielt, hatte ausgerechnet die Offense mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Auch im zweiten Quarter war vorerst keine Besserung in Sicht, es kam sogar noch schlimmer. Als Wolfsburg ebenfalls kurz vor der eigenen Endzone starten musste, konnte diese dem gegnerischen Druck nicht standhalten und verlor den Ball. Die Folge war ein Touchdown für die Seahawks. Von dieser Aktion motiviert setzten die Gäste im Anschluss sogar noch die Two-Point-Conversion um, so dass es nur noch mit 09:08 in die Halbzeit ging.
Mit neuer Motivation ging es in die zweite Hälfte, in der die Offense streckenweise wieder überzeugen konnte, aber durch unnötige Strafen immer wieder weit zurückgeworfen wurde. Nur wenige Yards vom nächsten Touchdown entfernt, fanden sie sich aufgrund der Strafen plötzlich an der 25-Yard Linie wieder. Dennoch trotze Quarterback Phillip Glietsch der Situation und dem Regenwetter und warf einen langen Pass direkt in die Endzone auf Receiver Jan Zillmer, der seine beiden Gegenspieler tatenlos dastehen ließ. Da der Extrapunkt daneben ging, blieb es weiterhin spannend (Stand 15:08).
Im letzten Quarter nahm die Spannung schließlich nochmal richtig zu, denn jetzt hatte auch Bremerhavens Offense erstmals einen Weg durch Wolfsburgs Defense gefunden, indem der Quarterback einen kurzen Pass auf seinen Receiver legte. Der Extrapunkt konnte erfolgreich geblockt werden (Stand 15:14). Mit ausreichend Zeit auf der Uhr war der Sieg noch lange nicht in trockenen Tüchern, stattdessen war nochmals Bangen angesagt. Da die Offense wieder einmal ins Straucheln geriet, lag es nun an der Defense und die hatte noch ordentlich Feuer im Ofen. Während Bremerhaven bemüht war, den Ball zu bewegen und dabei die Uhr im Blick zu halten, vergaßen sie offenbar die Schnelligkeit der Defense. So kam Defensive End Julian Pauls nahezu ungeblockt an der Offensive Line vorbei und schnappte sich den Quarterback, der den Ball fallen ließ. Defensive Tackle Julian Briese war am Schnellsten, schnappte sich den Ball und lief die gesamte Strecke zurück in die Endzone zum Touchdown. Obwohl die anschließende Two-Point-Conversion nicht funktionierte, waren die Blue Wings dem Sieg nun ein Stückchen näher (Stand 21:14). Bremerhaven startete noch einen letzten Versuch, blieb jedoch ein weiteres Mal erfolglos.
Umso euphorischer war die Stimmung im Stadion, nachdem der Nervenkrimi durch den Schlusspfiff beendet wurde. „Das Ergebnis hätte ruhig eindeutiger ausfallen können, das war unnötig spannend“ resümiert Running Back Kevin Walter kurz nach Schluss und ergänzt: „Wir haben leider keine Kontinuität gezeigt und die Strafen wurden uns fast zum Verhängnis“. Im Vergleich zu den letzten Partien hatte die Offense es dieses Mal deutlich schwerer, muss sich aber keineswegs vor ihrer Leistung verstecken.
Eindeutiger Matchwinner war an diesem Wochenende dennoch die Defense der Blue Wings, die erstaunliche Arbeit leistete und sogar fast die Hälfte aller Punkte erzielte. „Es hat einfach alles gepasst!“ äußert Defense Coordinator Stefan Korten. „Das war bislang die beste Leistung des Jahres.“ Natürlich stellt sich die Frage: „Warum spielt die Defense nicht die gesamte Saison auf diesem Level?“ Einen großen Faktor dürften die Zuschauer ausmachen, die erneut mit voller Lautstärke von den Rängen unterstützt haben. Auch wenn die Saison noch lange nicht vorbei ist und kein Meilenstein erreicht wurde, war der Sieg dennoch ein gewaltiger Schritt nach vorne. Nach diesem Befreiungsschlag haben die Blue Wings vorerst wieder eine kurze Pause, bis es dann am 26.08. zum letzten Auswärtsspiel zu den Bremen Firebirds geht.
In der Zwischenzeit werden die Juniors am 19.08. ihr letztes Saisonspiel vor heimischer Kulisse absolvieren. Gegner sind dieses Mal die Hannover Spartans. Im Hinspiel musste sich die Mannschaft durch einen Touchdown kurz vor Ende mit 13:15 geschlagen geben. Nun bleibt abzuwarten, mit welchem Eindruck die Jugendlichen sich aus der regulären Saison verabschieden wollen.