Ein weiteres Mal haben sich Wolfsburgs Footballer als ernstzunehmende Playoff-Kandidaten behauptet, die nicht so leicht vom Kurs abzubringen sind. Am Samstagnachmittag erlebten rund 350 Zuschauer ein Spektakel, das einiges an Spannung und Dramatik zu bieten hatte. Im Rückspiel gegen die Hannover Grizzlies erkämpften sich die Wolfsburger mit 42:29 (0:3/22:07/07:06/13:13) den sechsten Sieg in Folge und schickten die Nachbarn ohne Punktgewinn wieder nach Hause. Obwohl die Blue Wings insbesondere für ihre Heimstärke bekannt sind, hatten sie dennoch mit einigen Startschwierigkeiten zu kämpfen, bevor sie doch noch alles in die richtigen Bahnen lenkten.
Vor allem die erste Spielhälfte hatte es in sich und ließ viele Fragen offen, denn die ersten Akzente setzten überraschenderweise die Gäste. Hannover nutzte einige Fehler der Gastgeber aus und verschaffte sich eine gute Feldposition, um mit einem Fieldgoal die ersten Punkte auf die Tafel zu bringen (Stand 0:3). Weitere Punkte blieben bis zum zweiten Quarter Mangelware, dann legten die Grizzlies sogar noch einen drauf. Nach einem langen Pass kurz vor die Endzone brauchten sie nicht viele Versuche, um den ersten Touchdown des Tages zu erzielen. Mit dem Extrapunkt verschafften sich die Gäste einen respektablen Vorsprung (Stand 0:10).
Anscheinend hatten die Blue Wings diesen Weckruf nötig, die erst jetzt so richtig aufs Gaspedal drückten. Den Anfang machte Runningback Marcel Heinecke, der knapp 20-Yards in die Endzone überbrückte und die Aufholjagd einleitete. Auch die Two-Point-Conversion von Arne Dettmer war erfolgreich (Stand 8:10). Mit dem nächsten Angriffsrecht bewegte sich die Offense wieder über das Spielfeld, bis Quarterback Henrik Bosse einen kurzen Pass auf Receiver Dettmer war, der in der Endzone schon wartete. Den Extrapunkt verwandelte Kicker Sven Labahn (Stand 15:10). Mit der Führung im Rücken waren die Blue Wings noch lange nicht gesättigt und legten noch einen drauf, indem sie beim anschließenden Kickoff sofort wieder in Ballbesitz gelangten. Dieses Mal war es QB Bosse selbst, der den freien Raum nutzte und selbst über 35-Yard bis in die Endzone lief. Mit dem anschließenden Extrapunkt durch Labahn hatten sich die Wolfsburger mittlerweile ein beachtliches Polster aufgebaut (Stand 22:10).
Nach der Halbzeit war das Feuer zwar noch nicht erloschen, jedoch folgte nun ein offener Schlagabtausch. Wolfsburg war als erstes am Drücker und demonstrierte seine Luftüberlegenheit, als QB Bosse einen 65-Yard Pass auf Receiver Dettmer feuerte, der seine Gegner wieder einmal mühelos hinter sich stehen ließ. Der Extrapunkt war gut (Stand 29:10). Nach einigen erfolglosen Versuchen meldeten sich plötzlich die Grizzlies zurück und verkürzten mit einem Touchdown Pass. Der Extrapunkt konnte jedoch geblockt werden (29:16).
Mit dem Beginn des letzten Quarters legten sich beide Mannschaften nochmals voll ins Zeug, wobei Wolfsburg wieder vorlegte. Die Offense bewegte sich allmählich über das Spielfeld bis QB Bosse einen weiteren Ball in die Endzone warf und Receiver Jan-Erik Leusmann mit einem 30-Yard Pass bediente. Die anschließende Two-Point-Conversion wurden jedoch frühzeitig gestoppt (Stand 35:16). Hannover gab sich noch lange nicht geschlagen und arbeitete sich vor allem wieder mit Pässen nach vorne und behielt mit einem weiteren Touchdown den Anschluss. Der Extrapunkt war nicht gut (Stand 35:22). Obwohl sich das Spielgeschehen dem Ende näherte, gaben sich die Gastgeber noch lange nicht zufrieden und marschierten mit Runningback Arthur Klassen immer weiter nach vorne. Schließlich überwand der Veteran die verbleibenden 9-Yards quasi im Alleingang und ließ sich sogar von mehreren Verteidigern nicht aufhalten. Der Extrapunkt von Labahn war gut (Stand 42:22). Die Grizzlies erzielten durch einen Fehler der Offense zwar noch einen weiteren Touchdown, dabei handelte es sich lediglich um Kosmetik.
Am Ende war die Erleichterung auf Seiten der Wolfsburger groß, denn nach einem Sieg sah es am Anfang ganz und gar nicht aus. „Das ganze Spiel hätte auch anders ausgehen können, aber zum Glück haben wir wieder in die Spur gefunden“ kommentiert Offense Coordinator Torsten Schitting den Spielverlauf. Insbesondere zu Anfang häuften sich einige Fehler bzw. geriet das Angriffsspiel der Offense immer wieder ins Stocken.
Glücklicherweise hat die Defense zu diesem Zeitpunkt schlimmeres verhindern können. „Wir haben die Grizzlies immer wieder gut im Griff gehabt und konnten unserer Offense immer wieder eine gute Ausgangslage schaffen“ urteilt Defense Coordinator Stefan Korten. Obwohl die Defense zeitweise einige Punkte kassierte, setzte sie Hannover immer wieder unter Druck und erzielte sogar drei Interceptions.
Insgesamt war die Leistung der Blue Wings zwar wieder beeindruckend, aber das Ergebnis war bei weitem nicht so eindeutig wie in den vergangenen Spielen, was unter anderem auch an der enormen Leistungssteigerung der Hannoveraner liegt. Hinzu kommt, dass vor allem die Offense trotz Bestbesetzung nicht ablieferte wie gewohnt. Dadurch wurde der Defense einiges abverlangt, die bewiesen haben, dass sie gute Leistungen bringen, wobei noch durchaus Luft nach oben vorhanden ist.
„Wir haben gegen einen deutlich stärkeren Gegner gespielt, als noch im Hinspiel“ berichtet Headcoach Stefan Trienke und weiter: „Trotz kleinem Dämpfer zu Anfang haben wir uns nicht aus der Ruhe bringen lassen. Das zeichnet uns aus und deshalb stehen wir jetzt auch endlich an der Tabellenspitze“. Selbstverständlich macht das Thema Playoffs eine immer größere Runde, doch davon wollen sich die Blue Wings vorerst noch nicht beirren lassen. Denn eine Teilnahme ist noch immer nicht sicher und der nächste Gegner steht bereits auf Startposition. Kommenden Samstag gibt es dann schon das nächste Heimspiel gegen die Osnabrück Tigers, die im ersten Aufeinandertreffen mit 49:26 abgefertigt wurden und weiterhin auf den ersten Sieg der Saison warten. Umso vorsichtiger müssen die Blue Wings sein, um nicht doch noch die Fassung zu verlieren.
Erzielte Punkte:
Henrik Bosse (1 Touchdown)
Marcel Heinecke (1 Touchdown)
Arthur Klassen (1 Touchdown)
Jan-Erik Leusmann (1 Touchdown)
Arne Dettmer (2 Touchdown; 1 Two-Point-Conversion)
Sven Labahn (4/4 PAT)