Kaum zu glauben, aber es ist schon wieder passiert! Genau eine Woche nach der Auswärtspleite in Göttingen war die Zeit für eine gebührende Revanche vor heimischer Kulisse gekommen, dennoch wollte es nicht so recht klappen. Bei strahlendem Sonnenschein hätten die Voraussetzungen für TV-Jahns Footballer vor den rund 300 Zuschauern kaum besser sein können. Trotz Leidenschaft und hartem Kampf wollte der Funke wieder mal nicht überspringen, dabei verlief die Begegnung keineswegs einseitig wie noch am vergangenen Wochenende. Die Ansätze waren zwar da, jedoch hatten die Gäste aus Göttingen eine bessere Chancenverwertung. Am Ende mussten sich die Blue Wings mit 31:44 (7:16/11:14/7:6/6:8) geschlagen geben und die zweite Niederlage des Jahres hinnehmen. Fazit: Da ist immer noch Luft nach oben.
Unmittelbar nach dem Kickoff startete bereits die Hetzjagd für Wolfsburg, da Göttingen immer einen Schritt voraus war. Während die Offense mit dem ersten Ballbesitz des Tages noch offensichtliche Startschwierigkeiten hatte, machten es die Gäste mal wieder besser. Die Defense konnte den Gegner zwar frühzeitig stoppen, aber anstatt den Ball zu punten (Abgabe des Angriffsrechts) erzielten die Generals mit einem Trickspielzug weiteren Raumgewinn, um im Anschluss den ersten Touchdown des Tages zu erzielen. Auch die Two-Point-Conversion war ein Erfolg (Stand 0:8). Erst jetzt –mit dem Druck im Nacken – meldeten sich die Blue Wings zu Wort, als Quarterback Henrik Bosse einen langen Pass auf Receiver Arne Dettmer warf, welcher den gegnerischen Verteidiger mühelos stehen ließ. Mit dem Extrapunkt von Kicker Chris Sonderhoff war der Anschluss geglückt (Stand 7:8). Die Antwort kam sehr schnell, denn Göttingen brauchte nur einen einzigen Spielzug, um die Endzone mit einem Lauf über 60 Yards beinahe mühelos zu erreichen. Durch die Two-Point-Conversion wurde der ursprüngliche Vorsprung wiederhergestellt (Stand 7:16).
Zum Start des zweiten Quarters blieben die Blue Wings weiterhin am Ball und behielten den Anschluss. Ein weiterer langer Pass von QB Bosse besiegelte den nächsten Touchdown, welchen Receiver Jan-Erik Leusmann erzielte und zugleich die Schwächen der Göttinger Passverteidigung untermauerte. Trotz gelungener Two-Point-Conversion von Arne Dettmer reichte es nicht ganz zur Führung (Stand 15:16). Die Generals blieben ihrem Konzept jedoch weiterhin treu und bewegten sich mit dem nächsten Angriffsrecht immer weiter über das Spielfeld, bis sie schließlich erneut die Endzone erreichten. Die Two-Point-Conversion – dieses Mal ein Pass – war wieder erfolgreich (Stand 15:24). Zu diesem Zeitpunkt geriet Wolfsburg jedoch allmählich ins Straucheln und kam nicht ganz zum Abschluss. Trotz einiger First Downs kamen zu viele Pässe nicht an, so dass es nur für ein Fieldgoal von Kicker Sonderhoff reichte (Stand 18:24). Während sich die Spieluhr allmählich der Halbzeit näherte, griff Göttingen in ihre Trickkiste und überraschte mit einem Pass auf einen völlig freistehenden Receiver. Zumindest die Two-Point-Conversion konnte gestoppt werden (Stand 18:30). Sichtlich gefrustet, aber definitiv nicht chancenlos ging es ohne nennenswerte Aktionen in die Pause.
Den deutlichen besseren Start hatten mal wieder die Gäste, die sowohl die Uhr als auch den Ball kontrollierten. Nach einigen laufstarken First Downs reichte ein simpler Pass zum nächsten Touchdown. Die Two-Point-Conversion blieb zwar erfolglos, aber die Führung wuchs immer weiter (Stand 18:36). Anscheinend fand auch Wolfsburg wieder zu seinem alten Rhythmus und setzte nahtlos zur Aufholjagd an. Nach wenigen erfolglosen Laufspielversuchen flog der nächste Ball von QB Bosse über das Spielfeld, der spielend einfach in den Händen von Receiver Dettmer landete. Der Extrapunkt war gut (Stand 25:36).
Im letzten Quarter nahm die Punkteausbeute zwar sichtlich ab, jedoch war es kaum an Spannung zu überbieten. Göttingen war zuerst an der Reihe und verpasste Wolfsburg zugleich den nächsten Denkzettel, indem sie reichlich Zeit von der Uhr nahmen und die Führung ausbauten. Die Defense kam mit dem gegnerischen Laufspiel überhaupt nicht zurecht und konnte ihn erst in der Endzone zu Fall bringen. Auch die Two-Point-Conversion war ein Erfolg (Stand 25:44). Trotz Zeitdruck bewegte sich die Blue Wings Offense nur mühselig über den Platz, zumal die Generals immer wieder Strafen verursachten, um das Passspiel zu unterbinden. Aufgrund einiger Passbehinderungen fand sich die Offense lediglich 1 Yard vor der Endzone wieder, wobei sich Runningback Kevin Walter mit voller Power durch die Menge kämpfte. Der Extrapunkt wurde geblockt (Stand 31:44). Mit noch fünf verbleibenden Spielminuten blieb genug Zeit, um doch noch das Ergebnis zu drehen. Dafür fehlte es Wolfsburgs Defense jedoch an Kraft und Finesse, um den Vormarsch der Gegner rechtzeitig zu stoppen und sich selbst wieder ins Spiel zu bringen.
Somit steht nach 10 ausgetragenen Spielen weiterhin der erste Sieg gegen Göttingen aus. Zeitgleich hat sich Wolfsburg die Chance auf das Heimrecht in den Playoffs damit verscherzt. Als Tabellenzweiter müssen die Blue Wings später dann die Auswärtsfahrt nach Lübeck oder Flensburg (wird durch letzte, direkte Begegnung entschieden) auf sich nehmen. Eventuell ergibt sich im weiteren Verlauf der Playoffs eine erneute Chance gegen die Göttingen Generals, aber dafür liegt noch ein langer Weg vor ihnen, zudem es einige Baustellen zu beheben gilt.
„Wir könnten so viel besser sein und haben es uns wieder selbst vergeigt“ urteilt Headcoach Stefan Trienke zum Spielende. Die Niederlage ist zwar noch lange kein Beinbruch, aber jetzt steht definitiv eine lange Auswärtsfahrt für die Playoffs bevor. „Zuhause ist es natürlich immer schöner, aber wir haben diese Chance einfach nicht genutzt“ so Trienke weiter, zumal sich im Spiel zu viele Defizite aufgezeigt haben. Insbesondere in der Defense herrschten massive Probleme gegen Göttingen. In beiden Spielen konnte die Defense das Laufspiel nur spärlich stoppen und hatte zu viele Big Plays zugelassen, so dass nahezu 100 Punkte zusammengekommen sind.
Aber auch in der Offense gibt es noch einige Kanten. Obwohl die Mannschaft ihre Leistung zum vorherigen Wochenende steigern konnte, fehlte noch das gewisse Etwas. „Wir haben in beiden Spielen gute Leistungen gezeigt, aber konnten die Kontinuität aufgrund von Unstimmigkeiten nicht aufrecht erhalten“ bewertet Offense Coordinator Torsten Schitting. Dieses Mal entstanden zwar keine Fumbles/Interceptions, jedoch fehlte erneut die Kontrolle über den Ball und die Zeit. „Es gibt kein Problem, dass wir nicht lösen können“ antwortet Schitting optimistisch in Vorbereitung für die anstehenden Spiele.
Obwohl Wolfsburg aufgrund der Niederlage kein Heimrecht in den Playoffs hat, bleibst immer noch das letzte Heimspiel der regulären Saison am Samstag gegen die Bremen Firebirds aus. Das Ergebnis der Begegnung hat zwar keinen direkten Einfluss auf die Platzierungen (Bremen Platz 4), aber dennoch möchten sich beide Mannschaften mit einem positiven Resultat aus der regulären Saison verabschieden. Fest steht: Keiner will das letzte Spiel verlieren, da jede Begegnung auch ein direktes Kräftemessen ist. Zudem möchten die Blue Wings die Möglichkeit nutzen, einige Veteranen gebührend zu verabschieden.
Für die Jugendmannschaft der Blue Wings lief das Wochenende hingegen erstklassig, da sie mittlerweile das fünfte Spiel in Folge gewonnen hat und somit weiterhin ungeschlagen bleibt. Zu Gast bei der SG Norderstedt/Neumünster hing den Junioren die lange Auswärtsfahrt offensichtlich in den Beinen. Bei einem äußerst ernüchternden Halbzeitstand von 3:0 ereignete sich der einzige Touchdown des Tages erst in einer sehr späten Phase des Spiels. „Ein Sieg ist ein Sieg!“ beurteilt Headcoach Rune Baruschke und warnt zugleich: „Das Spiel war sehr zäh und spiegelt nicht unbedingt unsere Bestleistung wieder. Da ist noch Luft nach oben und genau daran müssen wir arbeiten“. Das nächste Heimspiel steigt dann am Samstag gegen die Hamburg Ravens.
Erzielte Punkte:
– Jan-Erik Leusmann (1 Touchdown)
– Arne Dettmer (2 Touchdowns, 1 Two-Point Conversion)
– Kevin Walter (1 Touchdown)
– Chris Sonderhoff (2/3 PAT, 1 Fieldgoal)