Kaum zu glauben! Besser könnte es für TV-Jahns Footballer derzeit kaum laufen, denn vergangenes Wochenende haben sie ein weiteres Mal gewonnen und somit den Einzug in Playoff-Finale perfekt gemacht. Zu Gast bei den Flensburg Sealords mussten sich die Blue Wings nicht nur gegen einen starken Gastgeber beweisen, sondern auch dem Wetter trotzen. Neben strahlendem Sonnenschein sorgten Regen und Wind immer wieder für Abwechslung und erschwerte Bedingungen. Dennoch ließen sich viele treue Fans das Playoff-Halbfinale nicht entgehen, das an Spannung kaum zu übertreffen war. Letzten Endes waren die Blue Wings an diesem Tag die bessere Mannschaft, die sich zwar knapp aber souverän mit 18:08 (8:0/0:8/7:0/3:0) gegen die Gastgeber durchsetzen konnten. In zwei Wochen folgt dann das Playoff-Finale gegen niemand geringeres als die Göttingen Generals.
Die Sealords nahmen den Ball zu Spielbeginn zwar als Erstes in Empfang, konnten damit jedoch keine nennenswerten Erfolge erzielen. Doch auch Wolfsburg hatte mit Startschwierigkeiten in den Playoffs zu kämpfen. Erst mit dem nächsten Anlauf setzte der Schalter um, indem Quarterback Henrik Bosse nach einer längeren Angriffsserie mit einem 25-Yard-Pass den ersten Touchdown des Tages einleitete. Receiver Jan-Erik Leusmann war zur richtigen Zeit am richtigen Ort und ließ auf dem Weg in die Endzone alle Verteidiger hinter sich stehen. Die Gäste gingen aufs Gange und bauten die Führung mit einer Two-Point-Conversion aus, die Arne Dettmer mit einem Lauf über die Außenseite umsetzte (Stand 8:0). Im weiteren Verlauf des Spiel hatten beide Mannschaften nicht nur mit dem Wetter, sondern auch mit Abstimmungsschwierigkeiten zu kämpfen.
Dennoch legten erstmals die Flensburger im zweiten Quarter nach, die vor allem durch ihre tiefen Pässe bekannt sind. Genauso einen gefährlichen Pass warf dann auch der Sealords Quarterback auf seinen Receiver für einen 40-Yard Touchdown. Die Gastgeber wollten den Anschluss nicht verlieren und absolvierten ebenfalls eine erfolgreiche Two-Point-Conversion durch einen Lauf (Stand 8:8). Ohne weitere nennenswerte Ergebnisse ging es mit einem ausgeglichenen Punktestand in die Halbzeit.
Nach der Pause meldeten sich die Wolfsburger voller Tatendrang zurück und legten nochmal eine Schippe drauf. QB Bosse nutzte den Motivationsschub und legte einen 70-Yards Pass in Arme seines Receivers Arne Dettmer, der mit voller Geschwindigkeit in die Endzone rauschte. Keine Chance für Flensburgs Verteidiger. Den anschließenden Extrapunkt verwandelte Kicker Sven Labahn (Stand 15:8). Die Gastgeber ließen sich nicht so einfach unterkriegen und versuchten immer wieder, mit langen Pässen über das Feld zu marschieren. Obwohl sich Wolfsburg Defense den ein oder anderen Patzer erlaubte, konnte sie immer wieder schlimmeres verhindern und den Vorsprung beibehalten.
Im letzten Quarter marschierten die Blue Wings ein weiteres Mal über das Spielfeld, jedoch reichte es nicht mehr ganz bis zur Endzone. Dennoch wollte die Offense nicht ohne Punkte vom Platz gehen. Den Rest erledigte Kicker Chris Sonderhoff, der ein 30-Yard Fieldgoal erzielte und die Führung damit weiter ausbaute (Stand 18:8). Mit dem Sieg in greifbarer Nähe blieb es zum Ende weiterhin spannend, da Flensburg genug Zeit im Rücken hatte, um das Spiel doch noch zu drehen. Wolfsburgs Defense konnte alle weiteren Angriffsversuche jedoch erfolgreich abwehren und ließ nichts mehr anbrennen.
Am Ende war die Freude entsprechend groß, da Wolfsburg Saison – die ohnehin schon von Erfolg gekrönt ist – um eine weiteres Spiel verlängert wurde. „Das war ein Arbeitssieg“ kommentiert Headcoach Stefan Trienke nach Abpfiff und weiter: „Trotz knappen Ergebnis ist die Mannschaft nicht eingeknickt und war immer zur richtigen Zeit hellwach. Wir stehen im Finale!“.
Anders als man es sonst von den Blue Wings gewöhnt ist, war das Spiel eher von wenigen Punkten geprägt. Grund dafür ist, dass die Offense mit ihrem Laufspiel nicht so recht vorankam und den Ball oftmals schon frühzeitig wieder abgeben musste. „Flensburg hat eine starke Defense und immer wieder viel Druck auf uns ausgeübt. Aber wir sind mit unserem Ballpersonal ja auch in der Lage, Pässe zu werfen“ betont Offense Coordinator Torsten Schitting. Obwohl in der Offense nicht alles rund lief, zeigt sich Schitting optimistisch. „Die Offense hat genau dann gepunktet, wenn es nötig war. Es hätte jedoch gerne etwas höher ausfallen können“ so Schitting.
Ein großer Teil des Erfolgs fällt dieses Mal auf die Leistung der Defense zurück, die Wolfsburg immer wieder im Spiel gehalten hat. Die Blue Wings schafften es über die gesamte Spieldauer immer wieder, den gegnerischen Quarterback unter Druck zu setzen und drei Interceptions (abgefangene Pässe) zu erzielen. Wie es so gut heißt: „Offense wins games, defense wins championships“ sieht Defense Captain Michel Müller das Sprichwort als bestätigt: „Die Leistung kann sich sehen lassen. Wir haben nur selten etwas anbrennen lassen und den Sealords ordentlich eingeheizt“. Die Mannschaft hat zwar auf beiden Seiten des Balls bei Weitem nicht fehlerfrei gespielt, aber dennoch unterstreicht es ein weiteres Mal, dass Wolfsburg sich den zweiten Tabellenplatz und die Teilnahme an den Playoffs redlich verdient hat. Insgesamt verlief das Aufeinandertreffen zwischen Wolfsburg und Flensburg – trotz vieler Strafen – äußerst fair, wobei sich beide Parteien auf einem ebenbürtigen Niveau bewegt haben.
In zwei Wochen steht dann das Endspiel gegen die Göttingen Generals an, die sich mit 34:06 gegen die Lübeck Seals durchsetzen konnten. In der regulären Saison gingen sowohl Hin- als auch Rückspiel an die Generals (20:48; 31:44), jedoch sollten keine vorzeitigen Schlüsse gezogen werden. „Das hier ist etwas anderes. Die Playoffs haben ihre eigenen Regeln“ betont Coach Schitting. Im alles entscheidenden Spiel um die Meisterschaft folgt der Endspurt, in dem jeder alles geben wird. Denn: schließlich möchte sich niemand mit einer Niederlage aus der Saison verabschieden. Die Wolfsburg Blue Wings werden am 07.10. definitiv als Außenseiter nach Göttingen reisen und haben es selbst in der Hand.