Nichts zu holen: Blue Wings verlieren deutlich bei den Bremerhaven Seahawk

Das Ergebnis kam doch sehr unerwartet. Es ist noch keine zwei Wochen her, als TV-Jahns Footballer über den zweiten Sieg im dritten Spiel jubelten, doch diese Serie ist bereits wieder gerissen. Vergangenes Wochenende setzte es einen erheblichen Dämpfer, den nicht unbedingt jeder so hat kommen sehen. Nach langer Anfahrt in die Küstenstadt wurden die Wolfsburger von den Seahawks regelrecht erschlagen, die hauptsächlich von dem Passspiel ihrer US-Importe profitierten. Rund 250 Zuschauer – darunter einige mitgereiste Fans aus Wolfsburg – ließen sich vom trüben Wetter nicht abschrecken und erlebten, wie Bremerhaven über die Blue Wings hinwegfegte und der Sieg niemals ernsthaft gefährdet war. Letzten Endes mussten sich die Wolfsburger deutlich mit 33:17 (14:0/13:10/0:0/6:7) geschlagen geben, wobei unter anderen Umständen mehr drin gewesen wäre. Aufgrund von zu vielen Fehlern und mangelnder Konzentration liefen die Wings einem Rückstand und einer Mannschaft hinterher, die den Gästen meist einen Schritt voraus war.

Den besseren Start legten die Seahawks hin, welche die ersten beiden Angriffsserien gnadenlos umsetzten und zugleich ihre Dominanz im Nordsee-Stadion untermauerten. In beiden Fällen schlug Bremerhavens US-Quarterback zu und bediente seinen amerikanischen Receiver mit tiefen langen Pässen, die entweder kurz vor oder direkt in der Endzone gefangen wurden. Nach zwei Touchdowns durch das US-Duo hatten Bremerhaven im ersten Quarter bereits den Maßstab gesetzt und eine respektable Führung aufgebaut (Stand 14:0). Während Wolfsburgs Defense erhebliche Startschwierigkeiten hatte, um sich an das schnelle Passspiel der Seahawks zu gewöhnen und mitzuhalten, verpasste die Offense den Anschluss. Immer wieder führten unvollständige Pässe sowie erfolglose Laufversuche zu einem frühzeitigen Aus für das Angriffsspiel. Dennoch zeigten die Blue Wings immer wieder gute Ansätze, wobei sie kaum in gefährliche Nähe der Endzone kamen und daher Punkte Mangelware blieben.

Erst im zweiten Quarter setzten die Gäste nach, um den Anschluss zu bewahren. Obwohl es nicht ganz bis in die Endzone reichte, nutzte Wolfsburg die Feldposition für ein 30-Yard Fieldgoal durch Kicker Chris Sonderhoff aus (Stand 14:03). Die Gastgeber zeigten sich jedoch unbeeindruckt und setzten nahtlos an ihre Punktejagd aus dem ersten Viertel fort. Immer wieder fand Bremerhavens Quarterback eine Anspielstation oder lief selbst, um Raumgewinn und damit einen neuen ersten Versuch zu erzielen. Nach zwei weiteren erfolgreichen Angriffsserien, die durch kurze und lange Pässe geprägt waren, konnten die Seahawks zwei weitere Touchdowns erzielen und ihre Führung weiter ausbauen. Dabei konnte wenigstens einer der beiden Extrapunkte abgeblockt werden (Stand 27:03). Mit nur noch wenigen Sekunden auf der Uhr erhielten die Wolfsburger kurz vor der Halbzeit nochmals den Ball, mit dem dann auch die Offense plötzlich zündete. Ein einziger Spielzug reichte

aus, um den Gegner auszuhebeln, indem Quarterback Henrik Bosse einen 75-Yard Pass auf Receiver Arne Dettmer feuerte, der alle Verteidiger chancenlos hinter sich stehen ließ und den ersten Touchdown für die Blue Wings erzielte. Auch der Extrapunkt von Kicker Sven Labahn war gut (Stand 27:10).

Mit diesem Lichtblick drehten die Blue Wings in der zweiten Hälfte nochmals richtig auf. In Folge dessen konnten die Seahawks vorerst zwar keine weiteren Punkte mehr erzielen, aber auch auf Seiten der Wolfsburger wurde der Ball nur mühsam vorwärts bewegt, so dass im dritten Quarter keiner der beiden Mannschaften weitere Punkte erzielen konnte.

Auch im Schlussviertel wurde deutlich, dass Bremerhaven den Ball ruhig spielte und den Sieg absichern wollte. Da die Wings in der Zwischenzeit weiterhin mit einer Abschlussschwäche zu kämpfen hatte und trotz Raumgewinn keine weiteren Punkte erzielen konnte, setzten die Seahawks ein weiteres Mal nach. Nach einer Reihe von Pässen und Läufen standen die Gastgeber erneut wenige Yards vor der Endzone, welche dieses Mal durch ihren Runningback durchbrochen wurde. Der anschließende Extrapunkt wurde erneut geblockt (Stand 33:10). Mit der letzten Angriffsserie im Spiel und wenigen Minuten auf der Uhr gaben die Wolfsburger nochmals ein Lebenszeichen von sich, um das Stadion zumindest erhobenen Hauptes zu verlassen. Nachdem sich die Gäste eine hervorragende Ausgangsposition erarbeiteten, marschierten sie über das restliche Spielfeld, was aufgrund einiger Strafen immer wieder begünstigt wurde. Fünf Yards vor der gegnerischen Endzone suchte QB Bosse ein letztes Mal das Feld ab und fand Receiver Dettmer, der komplett freistand und ohne Mühe zur Ergebniskorrektur beitrug. Auch der Extrapunkt von Labahn war gut (Stand 33:17).

Mit einer herben Enttäuschung traten die Blue Wings die Heimreise an, welche sich durchaus mehr Chancen erhofft hatten. „Wir haben zu lange gebraucht, um in die Spur zu kommen und selbst Punkte zu erzielen. Unser größter Fehler ist, dass wir das erste Viertel komplett verschlafen haben und vergebens den Anschluss gesucht haben“ analysiert Headcoach Stefan Trienke das Ergebnis, entschärft jedoch zugleich die Lage: „Das ist kein Weltuntergang! Wir konnten eine Menge Erfahrung sammeln und noch ist immer alles offen.“ Dabei weisen alle Coaches nochmals darauf hin, dass die Blue Wings weiterhin ihr erstes Jahr in der Regionalliga verbringen und der Blick vor allem auf die unteren Tabellenplätze gerichtet werden sollte.

Viele Fragezeichen. Welchen Weg werden die Blue Wings einschlagen?                                                                                           Quelle: Martina Schnelle

„Das Ergebnis ist natürlich schade, aber da ist noch mehr drin“ äußert Offense-Coordinator Torsten Schitting. „Es ist umso ärgerlicher, dass wir uns am Anfang von den US-Importen eingeschüchtert haben lassen. Unsere Mannschaft hat so viel mehr Potential, dass nicht abgerufen wurde, weil die Trainingseinheiten meistens zu schlecht besetzt sind. Nun liegt es an den Spielern, an den entsprechenden Stellschrauben zu drehen“ ärgert sich Schitting zugleich. Dieses Mal haben die Blue Wings auch wieder eine längere Verschnaufpause, um die Fehler aufzuarbeiten und eine angemessene Strategie für das Rückspiel zu entwickeln, da die Wings am 15.06. dann nämlich schon wieder auf die Seahawks treffen. Dann muss die Mannschaft nicht nur ihren Heimvorteil ausspielen, sondern auch mit Köpfchen spielen. „Wir haben zu oft gepennt und sind immer einen Schritt zu langsam gewesen. Wir waren mal wieder nicht vollends fokussiert und mit dem Kopf dabei“ betont Defense-Coordinator Stefan Korten. Innerhalb der nächsten Wochen gilt es, entsprechend aus den Fehlern zu lernen und den Seahawks beim nächsten Aufeinandertreffen auf Augenhöhe zu begegnen. Vor allem die tiefen Pässe zwischen den US-Kollegen bereitete der Defense ein großes Problem, während die Offense generell mit einigen Abstimmungsschwierigkeiten zu kämpfen hatte.Es bleibt abzuwarten, ob die Wolfsburger ihre Chance für eine entsprechende Revanche nutzen und den Spieß im Rückspiel umdrehen.

Positiv verlief es hingegen bei der Jugendmannschaft der Blue Wings, welche am Samstag mit 12:06 ihr Heimspiel gegen die Bremen Birds of Prey gewinnen konnte, womit ein wichtiger Grundstein gelegt wurde. Dabei war der Verlauf des Spiels alles andere als erfolgsversprechend, als die personalgeschwächten Gäste aus Bremen die ersten Punkte aufs Board brachten. Immerhin gelang den Gastgebern vor der Halbzeit noch der Anschluss, um mit einem Gleichstand (6:6) die Halbzeit einzuläuten. Erst im letzten Viertel sollte sich der Gewinner herausstellen, als die Blue Wings einen weiteren Spurt in die Endzone hinlegten. Headcoach Rune Baruschke zeigte sich deutlich erleichtert, aber sieht auch eine Menge ungenutztes Potential: „Unsere Mannschaft hat so viel mehr drauf, weshalb der Sieg enorm wichtig war. Jetzt gilt es, den Fokus aufrecht zu halten und auf diese Leistung aufzubauen“. Da die Saison nur aus acht Spielen besteht, können sich die Junioren nicht viele Ausrutscher erlauben. Mit dem ersten Sieg in der Saison konnte die Mannschaft zumindest den Anschluss bewahren und befindet sich nun im Verfolgerfeld hinter den Bremen Rebels und Hannover Grizzlies. Das nächste Spiel steht bereits diesen Sonntag an, dann geht es wieder zuhause gegen den direkten Konkurrenten, die SG Schaumburg/Stampeders. Kickoff ist um 15 Uhr im TV-Jahn Stadion.

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