Back in action: Blue Wings beenden Flaute bei den Lions

Während es in den vergangen Wochen für TV-Jahns Footballer eher mau aussah und der letzte Erfolg über einen Monat zurückliegt, folgte nun endlich die Kehrtwende. Ausgerechnet beim Nachbarschaftsderby gegen die Braunschweig Lions II konnten die Blue Wings den dritten Sieg in der Regionalliga einfahren und zugleich eine offene Rechnung mit den Rivalen begleichen. Bei brütender Hitze erlebten rund 300 Zuschauer – darunter ein Großteil an Unterstützern aus Wolfsburg – ein Gefecht, das vorrangig von den Wolfsburgern dominiert wurde. Die Gäste ließen auf der roten Wiese kaum etwas anbrennen und hatten das Spielgeschehen trotz kleiner Einbrüche immer im Griff, bis zum vierten Quarter spielten sie sogar fast makellos. Trotz aller gegnerischen Bemühungen setzten sich die Blue Wings schließlich verdient mit 25:07 (0:0/14:0/0:0/11:7) bei den Braunschweigern durch. Mit diesem Erfolg konnten die Wolfsburger zwar einen deutlichen Akzent in der Regionalliga – aktuell Platz 3 – setzen und sich vom Tabellenende absetzen, jedoch stehen in der Saison noch einige weitere Kracher bevor. Dennoch ist die Freude bei den Wings besonders groß, da sie wieder zu ihrer Stärke gefunden haben und sich als Einheit präsentiert haben.

Schon von Beginn an zeigten die Wolfsburger, dass sie es den Braunschweigern nicht leicht machen würden. Obwohl die Offense anfangs selbst nur langsam in Fahrt kam und trotz Raumgewinn keine Punkte erzielen konnte, lief die Defense zur Höchstform an und hatte immer eine Antwort auf das Angriffsspiel der Braunschweiger. So verblieb es im ersten Quarter bei einem offenen Schlagabtausch ohne zählbare Punkte. Den ersten Touchdown des Tages erzielte dann Receiver Arne Dettmer im zweiten Quarter, als er einen langen Pass von Quarterback Henrik Bosse empfing und seine Gegner – wie so oft in dieser Saison – mühelos hinter sich stehen ließ. Der Extrapunkt von Kicker Sven Labahn war gut (Stand 7:0). Im weiteren Verlauf blieb die Situation soweit unverändert. Die Defense hielt die Stellung, wehrte die Angriffsversuche des Gegners frühzeitig ab und bescherte der Offense immer wieder gute Feldpositionen. Wolfsburgs Offense hatte indes immer mal wieder Schwierigkeiten, den Ball nach vorne zu bewegen, so dass nicht jede Angriffsserie von Erfolg gekrönt war. Dennoch gelang es den Blue Wings, ihre Führung vor der Pause auszubauen. Erneut war es Receiver Dettmer, der einen Pass von QB Bosse fangen konnte und für den restlichen Fußweg in die Endzone einen Endspurt einlegte. Auch dieses Mal war der Extrapunkt von Labahn erfolgreich (Stand 14:0).

Nach der Halbzeit machte das heiße Wetter augenscheinlich beiden Mannschaften zu schaffen, da von verwertbaren Punkten jede Spur fehlte. Wolfsburgs Defense brillierte soweit zwar weiterhin mit einer herausragenden Leistung – unter anderem wurden zwei Fieldgoals verhindert und eine Interception gefangen- , jedoch haderte die Offense immer wieder mit dem Raumgewinn und kam teilweise nur schwer voran. Obwohl die Blue Wings auch von ihrem starken Laufspiel profitierten, wurde der Angriffsversuch immer wieder früh unterbrochen oder aufgrund von unnötigen Strafen zurückgeworfen. Aufgrund des knappen Punktestandes nahmen die Braunschweiger einige Änderungen vor und suchten immer wieder nach Schwachstellen in Wolfsburgs Verteidigung. Als sich die Blue Wings im Verlauf des vierten Quarters zu risikofreudig zeigten, nutzten die Lions diesen Fehler gnadenlos aus und schlugen zu. Nach einer langen Serie verschiedene Spielzüge hatten sie sich bis vor die Endzone herangearbeitet und profitierten von einem Stellungsfehler der Gäste, so dass der Quarterback seinem Receiver den kurzen Pass nur noch in die Hände legen musste. Mit dem Extrapunkt konnte Braunschweig den Rückstand verkürzen und zugleich Hoffnung schöpfen (Stand 14:7). Mit dem anschließenden Kickoff versuchten mithilfe eines kurzen Kicks, sofort wieder in Ballbesitz zu kommen, was die Blue Wings jedoch witterten und vereiteln konnten. Wolfsburg Offense kämpfte sich wieder über das Spielfeld, kam jedoch keinen weiteren Touchdown erzielen. Mit einem erfolgreichen Fieldgoal von Kicker Chris Sonderhoff holten sie das Maximum raus und bauten die Führung wieder auf zehn Punkte aus (Stand 17:7). Das Spiel wurde vor allem von den Special Teams der Wings geprägt, die im nachfolgenden Kickoff sämtliche Hoffnungen der Braunschweiger zunichte machten. Die Gastgeber konnten den Ball nicht sichern und verloren diesen somit direkt an die Wolfsburger. Diese erhielten somit eine exzellente Feldposition in der gegnerischen Hälfte und zögerten nicht lange. Mit der Uhr im Rücken griffen sie erneut auf ihr starkes Laufspiel zurück, wobei Runningback Kevin Walter bereits zuvor immer wieder neuen Raumgewinn erzielen konnte. Bei noch 15 verbleibenden Yards war es dieses Mal Runningback Laszlo Trabulsi, der sich mit dem Ball durch die Masse in der Mitte kämpfte und erst in der Endzone halt machte, wodurch der Sieg schon so gut wie sicher war. Receiver Dettmer setzte im Anschluss noch einen drauf und erzielte die Two-Point-Conversion selbst (Stand 25:7). Die verbleibende Zeit reichte den Gastgebern nicht mehr aus, um weiteren Schaden anzurichten und den Sieg in Gefahr zu bringen. Zum Abpfiff war den Gästen aus Wolfsburg die Freude ins Gesicht geschrieben, die mit diesem Erfolg nicht nur ein Standbein in die Regionalliga gesetzt haben, sondern auch eine lange Negativserie gegen die Braunschweiger beenden.

Da geht’s lang! Die Wolfsburg Blue Wings kontrollierten den gesamten Spielverlauf.                                                              Quelle: Martina Schnelle

„Das war ein wichtiger Sieg. Wir haben unseren Nachbarn geschlagen und haben erneut bewiesen, dass unsere Mannschaft nicht zu unterschätzen ist“ lobt Headcoach Stefan Trienke, der zugleich auf  die gebrochene Flaute verweist. „Viele Spieler können sich noch an die bitteren Niederlagen gegen Braunschweig in der Oberliga erinnern. Doch dieses Mal sind wir obenauf. Ich bin sehr stolz auf diese Mannschafft“.  Seit 2013 sind die beiden Kontrahenten in der Oberliga sechsmal aufeinander getroffen, wobei die Lions stets als Sieger hervorgingen. Umso größer ist die Bedeutung, aus dem Nachbarschaftsderby als Sieger hervorzugehen. Ein Großteil des Erfolgs läuft dabei auf die Teamleistung zurück. „Hier gab es kein ich, sondern wir haben uns als Einheit präsentiert“ betont Defense Coordinator, der vor allem von den geringen Gegentreffern begeistert ist: „Wir waren vollkommen konzentriert und haben viel Druck ausgeübt. Besser kann man es nicht machen!“ Innerhalb des gesamten Spiels hat die Defense einen wichtigen Faktor eingenommen, da sie keinen Rückstand zugelassen hat und die Offense immer wieder gute Feldpositionen verschaffen hat.

Auch in der Offense gab es ordentlich Grund zu feiern, die erneut über 20 Punkte erzielen konnte und in brenzligen Situationen immer wieder eine  Antwort parat hatte. „Das war klasse Football. Wir haben uns mittlerweile ein gutes System aufgebaut“ kommentiert Offense Coordinator Torsten Schitting, mahnt jedoch zugleich: „Wir brauchen mehr Kontinuität und müssen die Uhr mehr kontrollieren.“ Auf der einen Seite konnten die Wings zwar meist nach wenigen Spielzügen einen Touchdown erzielen, jedoch wurde dadurch die Defense immer wieder sehr lange auf dem Spielfeld herausgefordert. Dabei blickt Schitting bereits in die Zukunft: „Der Sieg gegen Braunschweig hat uns eine Menge Druck genommen, aber als nächstes kommt Oldenburg und die werden definitiv nicht einfacher. Die haben eine starke Offense.“ Viel Zeit zum Ausruhen und Feiern bleibt für die Wings definitiv nicht, da am Samstag bereits das Rückspiel gegen die Oldenburg Knights ansteht. Im ersten Spiel der Saison gab es in Oldenburg bereits eine ordentliche Lektion (7:35), in der die Wolfsburger früh in Rückstand gerieten und kaum aus der Schockstarre herauskamen. Aus diesem Grund ist der jüngste Sieg umso wichtiger, aus dem die Wolfsburger neue Motivation tanken können, um den Tabellenersten die Stirn bieten zu können. Die Wolfsburger haben definitiv alle Möglichkeiten zum Erfolg, denn die notwendigen Faktoren sind: Ballkontrolle, Kontinuität und vor allem Leidenschaft. Ob sich die Spieler diese Werte zu Herzen nehmen, wird sich spätestens am Wochenende herausstellen. Kickoff ist am Samstag um 15 Uhr im TV-Jahn Stadion.

Für alle Footballbegeisterten gibt es am Samstag die volle Packung, da sich die Jugendmannschaft bereits ab 12 Uhr gegen die Bremen Rebels beweisen muss. Dabei handelt es sich um das erste Aufeinandertreffen zwischen den beiden Kontrahenten, die in der Tabelle eng beieinander liegen. Die Blue Wings blicken bislang auf einen einzigen Sieg (12:6 vs. Bremen Birds of Prey) zurück und stehen damit lediglich auf dem vorletzten Rang. Das letzte Spiel hat die Jugend deutlich gegen die SG  Schaumburg/Stampeders (6:24) verloren, das zudem von hohen Temperaturen und vielen Verletzungen geprägt wurde. In diesem Spiel hat die Mannschaft die Chance, sich wieder zu beweisen und den Abstand zum Tabellenkeller zu verringern. Zudem wird es ansonsten aussichtslos, ein Wörtchen um die vorderen Tabellenplätze mitzureden. Headcoach Rune Baruschke zeigt sich zuversichtlich und weiß um das Potential seiner Mannschaft Bescheid. Dennoch ist der gesamte Trainerstab vor allem mit der Trainingsbeteiligung unzufrieden, die teilweise zu wünschen übrig lässt. Am Spieltag gibt es dann keine Ausreden mehr, dann zählen Taten und jeder Fehler ist zu verantworten.