Trauriges Ende: Blue Wings scheitern in fremden Trikots bei den Pioneers

Die Saison ist beendet und eins steht definitiv fest: Für das erste Jahr in der Regionalliga haben sich TV-Jahns Footballer gar nicht allzu schlecht angestellt, aber wie so oft in der Vergangenheit wäre deutlich mehr drin gewesen. Insbesondere die Schlussphase dieser Saison hatte einen faden Beigeschmack. Nach der Rückkehr aus der Sommerpause konnte lediglich ein einziger Sieg aus den drei vergangenen Spielen eingefahren werden. Vergangenen Samstag folgte dann die letzte Station bei den Hamburg Pioneers mit wenig erfreulichen Neuigkeiten. Vor gut besuchter Kulisse hatten die Blue Wings nicht nur mit den hohen Temperaturen, sondern auch mit mangelndem Fokus zu kämpfen, weshalb sich die Gäste mit einer weiteren und deutlichen 15:33-Niederlage (7:20/0:7/0:6/8:0) begnügen mussten. Trotz optimaler Bedingungen und Platzverhältnisse wurde das Rückspiel bei den Pioneers von einigen negativen Ereignissen überschattet. Aufgrund eines falschen Trikotsatzes musste Wolfsburg mit den roten Trikots der Hamburger spielen (schwarz vs. Rot). Außerdem zog sich Receiver Arne Dettmer eine Verletzung am Knie zu und konnte am nicht mehr am weiteren Spielgeschehen teilnehmen. Mit leicht negativer Bilanz (5 Siege, 7 Niederlagen) hat die Mannschaft zwar den 3./4. Platz inne (zwei Begegnungen stehen noch aus), aber schlechter hätte es zum Schluss dennoch kaum laufen können.

Von Beginn an wollten die Blue Wings den Ton angeben und mit der Offense ein Zeichen setzen, was jedoch frühzeitig durch eine Interception unterbunden wurde. Die Gastgeber hatten den besseren Start und zugleich eine optimale Ausgangsposition in der gegnerischen Hälfte. Die Pioneers machten kurzen Prozess und erzielten den ersten Touchdown des Tages. Der Extrapunkt konnte verhindert werden (Stand 0:6). Im zweiten Anlauf waren die Wolfsburger einen Zacken aufmerksamer und fanden sich nach einigen Versuchen ebenfalls in der Endzone, indem Quarterback Henrik Bosse einen 36-Yard-Touchdown-Pass auf Receiver Dettmer warf. Der Extrapunkt von Kicker Sven Labahn sorgte sogar für einen Führungswechsel (Stand 7:6). Hamburg ließ sich dadurch nicht aus dem Konzept bringen und bewegte sich weiter über das Spielfeld, ehe der Angriff durch einen langen Pass in die Endzone abgeschlossen wurde. Der Extrapunkt schlug aufgrund eines misslungenen Snaps erneut fehl (Stand 7:12). Anstatt das Spiel auf Augenhöhe zu behalten, geriet die Offense bereits in Straucheln und kam nach anfänglichem Raumgewinn nicht über die 50-Yard Linie hinaus. Dahingegen war Wolfsburgs Defense mit allen Händen beschäftigt, konnte die Pioneers am Ende aber doch noch stoppen. Beim Punt ergab es sich jedoch, dass der Ball bereits frühzeitig von einem Blue Wings Spieler berührt wurde und somit wieder von beiden Mannschaften gesichert werden konnte. Im Kampf um den Ball stieß Dettmer mit einem Gegenspieler zusammen und erlitt eine Verletzung am Knie. Bei dieser Aktion gerieten die Gastgeber an der gegnerischen 10-Yard Linie wieder in Ballbesitz. Ein einziger Lauf genügte, um die Endzone zu erreichen und Wolfsburg weiter aus der Bahn zu werfen. Die Two-Point-Conversion setzten sie mit einem weiteren Lauf durch die Mitte um (Stand 7:20).

Im zweiten Quarter blieb es vorerst bei dem Ergebnis, da die Offense bei der Jagd nach Punkten ein weiteres Mal erfolglos blieb. Die Hamburger hielten an ihrer Erfolgsformel fest und arbeiteten mit einer Kombination aus Läufen und gefährlichen Pässen bis kurz vor die Endzone. Dann reichte wieder ein kurzer Pass, um die Führung auszubauen und die Blue Wings weiter ins Wanken zu bringen. Der Extrapunkt war gut (Stand 7:27). Bis zur Halbzeit kamen beide Teams zwar nochmals in Ballbesitz, weitere Punkte sucht man aber vergebens.

Auch nach der Pause waren die Pioneers noch immer hungrig und ließen sich nicht aufhalten, obwohl Wolfsburgs Defense immer wieder gut dagegenhielt und den Druck erhöhte. Am Ende flog ein weiterer tiefer – und vor allem präziser – Ball in die hintere Ecke der Endzone, dem die Verteidiger schließlich nichts mehr entgegenzusetzen hatten. Der Extrapunkt ging daneben (Stand 7:33). Mit der verbleibenden Spielzeit im Nacken befand sich Wolfsburgs Offense mittlerweile im Zugzwang, kam jedoch wieder kaum voran und musste sich relativ früh wieder vom Angriffsrecht trennen.

Mit Beginn des vierten Quarter war wieder einmal die Defense auf dem Spielfeld gefragt und verteidigte jedes einzelne Yard unter Höchsteinsatz. Innerhalb der eigenen Spielfeldhälfte und mit dem Rücken zur Wand waren die Blue Wings erfolgreich, die eigene Endzone sauber zu halten und einen noch größeren Rückstand zu verhindern. Diesen Aufschwung nutzte die Offense, um sich Stück für Stück voran zuarbeiten. An der 35-Yard Linie machte QB Bosse Nägel mit Köpfen und feuerte einen langen Pass auf Receiver Jan-Erik Leusmann, der seinen Verteidiger chancenlos hinter sich stehen ließ und erst in der Endzone Halt machte. Auch die anschließende Two-Point-Conversion wurde durch das Gespann Bosse-Leusmann erfolgreich komplettiert (Stand 15:33). Trotz aller Bemühungen konnte die Defense einen weiteren Rückstand zwar verhindern, aber der eigenen Offense gelang es in den verbleibenden Minuten ebenfalls nicht mehr, die Endzone zu erreichen.

Am Ende blieb die Puste weg. Wolfsbug blieb im Schlussspurt unter seinen Möglichkeiten                                                                                      Bildquelle: Martina Schnelle

Mit einem derartigen Saisonabschluss hat bei den Blue Wings niemand gerechnet. „Das ist bitter“ kommentiert Defense-Coordinator Stefan Korten das Ergebnis und ärgert sich über den gesamten Ablauf. Bereits in der Aufwärmphase gab es eine Menge Unruhe, da Wolfsburg irrtümlicherweise den falschen Trikotsatz eingepackt hatte. Folglich mussten die Blue Wings in fremden Trikots auflaufen „Das war ein unnötiger Fehler unsererseits, der für viel Stress gesorgt hat. Deshalb geht ein großer Dank an die Pioneers, die uns dabei entgegengekommen sind“ so Korten weiter. Ob es an den Trikots lag oder an der Verletzung Dettmers: Wolfsburg hat bereits das erste Quarter deutlich verloren und konnte sich davon nie wirklich erholen. „Die Pioneers waren von Anfang an in unserem Kopf und haben das psychische Duell gewonnen. Die Defense hat zwar gut dagegengehalten, aber leider viel zu spät“ fügt Korten hinzu. An dem Ergebnis lässt sich nichts mehr ändern, dennoch hat Wolfsburg erneut zu viele Punkte zugelassen.

In der Offense fehlte es ebenso an Konstanz, denn Punkte blieben Mangelware. „Ich habe dazu keine Worte“ äußerst Offense-Coordinator Torsten Schitting und beurteilt die Situation: „Hamburg war keineswegs die überlegene Mannschaft, sondern wir konnten die Leistung auf dem Platz einfach nicht umsetzen. Dabei hatten wir so viele Mittel, um die Pioneers zu schlagen“. Anscheinend fehlte der gesamten Mannschaft der zündende Funke, das Spiel nochmal zu drehen. In den letzten Zügen ist den Blue Wings dann doch die Luft ausgegangen.

Rückblickend auf die Saison hat Wolfsburg doch erstaunlich viel geschafft. Nach einem ersten Rückschlag gegen überstarke Oldenburger zeigten die Autostädtler im weiteren Verlauf beeindruckende Leistungen und konnten wichtige Siege einfahren, aber am Ende ließ es dann genauso wieder nach. Der Leistungsunterschied im Gegensatz zur Oberliga hat sich dabei dann doch spürbar gemacht. Teilweise hat Wolfsburg auch davon profitiert, dass einige Mannschaften durch Abgänge/Verletzungen abgeschwächt wurden. Trotz alledem steht außer Frage, dass die Blue Wings deutlich hinter ihren Möglichkeiten blieben. Das erste Jahr in der Regionalliga ist erfolgreich abgehakt. Nun gilt es, die Niederlage zu verdauen und zu regenerieren, um im nächsten Jahr mit neuer Energie anzugreifen. Neben Motivation und Trainingsbeteiligung gibt es noch weitere Themen, die in den nächsten Wochen geklärt werden müssen, bevor sich die Blue Wings mit neuen Zielen in eine anstrengende Vorbereitungsphase begeben.