Wilde Punktejagd: Blue Wings schrammen im Derby knapp am Sieg vorbei

Was für ein Krimi! Vielen der 300 Zuschauern war schon im Vorfeld klar, dass es zum Saisonauftakt im Nachbarschaftsderby heiß hergehen würde, wobei bis zur letzten Sekunde Spannung pur geboten wurde. Trotz beeindruckender Punkteverwertung und unermüdlichem Kampfgeist sollte es im Saisonauftakt gegen die Braunschweig Lions II nicht reichen. Am Ende mussten sich die Blue Wings mit einem äußerst knappen aber auch ungewöhnlich hohem Ergebnis von 50:56 (14:0/13:21/0:15/23:20) geschlagen geben. Maßgeblich wurde der Spielverlauf hauptsächlich durch das Angriffsspiel beider Seiten dominiert, wobei den Wolfsburgern zum Schluss sowohl die Zeit als auch die Puste ausging.

Das Team aus der Autostadt erwischte zunächst den besseren Start, da sie Braunschweigs Offense gut im Griff hatte und somit auch frühzeitig abwehren konnte. Im Anschluss setzte Quarterback Henrik Bosse mit seinen Jungs zum Gegenschlag an und fand stets die richtigen Lücken. Nach einem langen und kontinuierlichen Drive musste Bosse nur noch Receiver Arne Dettmer von der 24-Yard Linie mit einem Pass bedienen, um den ersten Touchdown des Tages zu erzielen. Runningback Moritz Grese rundete das Ganze schließlich noch mit einer 2 Point Conversion ab. Nur wenige Momente später schlug das Quarterback-Receiver Duo erneut zu, dieses Mal von der 55-Yard Linie, um vorerst einen respektablen Vorsprung von 14:0 auszubauen.

Die Braunschweiger hingegen hatten mit großen Startschwierigkeiten zu kämpfen und konnten sich erst im zweiten Quarter aus der Schockstarre befreien. Dadurch traf es die Blue Wings jedoch doppelt so hart, indem die Gäste einige Schwächen der Defense ausnutzen und durch lange Pässe zwei Touchdowns hintereinander erzielten, womit die Führung auch schon wieder zunichte gemacht wurde (14:14). Wolfsburg ließ sich davon vorerst nicht beeindrucken und schickte Dettmer voran, der im anschließenden Kickoff den Ball über 90-Yards bis in die gegnerische Endzone zurücktrug (20:14). Das Tempo zog daraufhin immer weiter an und die Lions ließen nicht locker, um sogar selbst kurzzeitig in Führung zu gehen. Kurz vor der Halbzeit überbrückte QB Bosse den letzten Yard nochmals selbst, um mit der Führung gestärkt in die Pause zu gehen.

Die kurze Erholung wirkte nach außen jedoch eher kontraproduktiv, als die Wolfsburger in der zweiten Hälfte plötzlich ins Wanken gerieten. Der große Dämpfer folgte durch eine starke Verteidigung der Braunschweiger und anschließende tiefe Pässe in die Endzone. Ohne einen einzigen Punktgewinn und mit drei gegnerischen Touchdowns fanden sich die Blue Wings plötzlich mit einem riesigen Rückstand und Personalmangel im vierten Quarter wieder (27:42).

Nach einigen erfolglosen Anläufen fand Wolfsburg endlich wieder den Anschluss. Besonders hervorzuheben ist dabei die Leistung von Michel Mannott, der aufgrund von Verletzungen als Runningback aushalf und sich mit einem 14-Yard Rushing Touchdown in die Endzone arbeitete. Zudem untermauerte er seine Leistung später noch mit zwei erfolgreichen 2 Point Conversions.
Auch Backup-Quarterback Diego Scalogna füllte die Lücke durch eine Rückenverletzung von QB Bosse perfekt auf und konnte eine Synergie mit Dettmer entwickeln. Als ehemaliger Jugendspieler gab Scalogna notgedrungen sein Debüt bei den Herren und warf direkt einen Touchdown-Pass auf Veteran Dettmer.

Mit jeder verstrichenen Minute kämpften sich die Wolfsburger immer weiter heran und standen innerhalb der letzten zwei Minuten mit einem kleinen Defizit (42:50) vor einer großen Herausforderung. Tatsächlich nutzte QB Bosse seine Chance für einen 48-Yard Pass auf Dettmer, der sich in der Endzone gegen zwei Verteidiger durchsetzen konnte. Mannott behielt im Anschluss die Nerven und brachte das Team somit zum hart erkämpften Ausgleich. Die Stimmung im Jahn-Stadion hatte ihren Höhepunkt erreicht, jedoch ging damit auch der Verlust der Konzentration einher. Dem anschließenden Kickoff-Return Touchdown der Braunschweiger hatte niemand auf dem Schirm bzw. etwas entgegenzubringen. Aufgrund vermehrter Strafen seitens der Gäste erhielten die Blue Wings noch eine letzte Chance von der Feldmitte, aber am Ende waren weder Zeit noch Luft vorhanden.

Mit großen Schritt voraus. Am Ende hängen die Blue Wings leicht hinterher. Quelle: Katharina Hohenhoff @kapos.pixx

Trotz großer Enttäuschung über die Niederlage hält sich die Mannschaft die positiven Aspekte in Erinnerung. „Das war eine Riesenstimmung!“ betont Offenseliner Sharif Lamaa. „Wir haben uns nicht unterkriegen lassen und haben mit unserem Ersatzpersonal in der Offense ein beeindruckendes Comeback hingelegt. Die 50 Punkte kommen schließlich nicht von ungefähr“. Obwohl die Offense zwischendurch ins Straucheln geriet, zeigte sie eine positive Gesamtleistung und konnte den Ball kontinuierlich über das Spielfeld bewegen. Insbesondere beim Ausfall einiger Veteranen (Bosse, Walter) demonstrierte die Mannschaft, dass das Spiel nicht auf einzelne Schlüsselspieler ausgelegt ist.

Bei der Defense hingegen gab es weitaus weniger Grund zur Freude. Die sonst so starke Einheit zeigte sich gegen Braunschweig von einer eher ungewohnten Seite. Obwohl Braunschweig zu Beginn schnell gestoppt werden konnte, fand der Gegner später die Schwachstelle in der Passverteidigung. Zudem blieb jegliche Art von Ballverlusten durch Interceptions oder Fumbles aus. „Aufgrund vieler mentaler Fehler konnte die Defense leider ihr Potential nicht auf den Platz bringen. Das können die viel besser“ erläutert Headcoach Hendrik Ebert. Insgesamt kassierte die Mannschaft vor allem viele Big Plays, indem Braunschweigs Quarterback seine Receiver über die Köpfe der Verteidiger hinweg bediente. „Wenn sich der Gegner immer wieder über kleine Raumgewinne nach vorne schiebt und am Ende den Touchdown erzielt, hat er sich das hart erarbeitet. Aber wir sind fast nur hinterhergelaufen“ ergänzt Ebert.

Viel Zeit zum Fehler abschalten bzw. korrigieren bleibt nicht, da am Sonntag, den 15. Mai, bereits das nächste Spiel bei den Bremerhaven Seahawks stattfindet. Im ersten Auswärtsspiel der Saison gilt es dann zu beweisen, dass die vielen Punkte in der Offense kein Zufallsprodukt waren. „Die Seahawks sind ein Team mit hervorragenden Athleten, gegen die du dir Fehler, wie wir sie gegen Braunschweig gemacht haben, noch weniger leisten kannst“ betont Offense Coordinator Rune Baruschke. Ebenso ist bei der Defense Wiedergutmachung gefragt, die ihre volle Leistung abrufen müssen, um sich wieder zur Turnover-Maschine zu entwickeln.

Spielstand: 50:56 (14:0/13:21/0:15/23:20)

Erzielte Punkte:
1. Quarter:
– Arne Dettmer (24-Yard Receiving Touchdown durch QB Bosse)
– Moritz Grese (2-Point Conversion)
– Arne Dettmer (55-Yard Receiving Touchdown durch QB Bosse) (PAT L. Schwarz geblockt)
2. Quarter:
– Arne Dettmer (90-Yard Kickoff Return Touchdown)
– Henrik Bosse (1-Yard Rushing Touchdown) (PAT L. Schwarz gut)
3. Quarter:

4. Quarter:
– Michel Mannott (14-Yard Rushing Touchdown) (PAT L. Schwarz gut)
– Arne Dettmer (12-Yard Receiving Touchdown durch QB Scalogna)
– Michel Mannott (2-Point Conversion)
– Arne Dettmer (48-Yard Receiving Touchdown durch QB Bosse)
– Michel Mannott (2-Point Conversion)