Geht doch: Blue Wings erkämpfen sich den ersten Sieg auf fremden Boden

Es ist endlich geschafft! Als hätte es zur Auftaktniederlage gegen Braunschweig kaum spannender sein können, legte Wolfsburg vergangenes Wochenende nochmals an Spannung drauf, nur dieses Mal mit dem korrekten Punkteverhältnis. Bei frühsommerlichen Temperaturen fanden sich viele Zuschauer im Nordsee-Stadion ein, um ein Aufeinandertreffen auf Augenhöhe zu erleben. Neben dem augenscheinlichen Personalmangel beiderseits machte vor allem auch die brütende Sonne zu schaffen, weshalb vor allem Kondition und Durchhaltevermögen gefragt waren. Am Ende hatten die Blue Wings gegen die Seahawks die Nase leicht vorn, um mit einem hart erkämpften 15:21 (7:7/8:0/0:8/0:6) den ersten Saisonerfolg nach Hause zu holen.

Wie auch schon zum Auftakt gaben die Wolfsburger zu Beginn des Spiels vorerst den Takt vor, indem die Defense sämtliche Angriffsversuche vorzeitig zu stoppen wusste. Wenige Spielzüge später und mit etwas Glück stand die Offense aufgrund einer Fumble Recovery beim Punt schon kurz vor der Endzone. Schließlich nahm Runningback Michel Mannott den Ball in die Hände und suchte für die verbleibenden 3-Yards die freie Lücke hinter seine Offensive Line. Mit dem ersten Touchdown des Tages war somit die vorzeitige Führung gesichert (0:7). Doch plötzlich fanden die Seahawks ebenfalls ins Spiel und nutzten einen Fehler in der Passverteidigung aus, um mit einem tiefen Pass in die Endzone zu kontern (7:7).

Daraufhin folgte ein regelrechter Schlagabtausch, bei dem beide Verteidigungen dominierten und weitere Punkte verhindern konnten. Als Wolfsburgs Offense jedoch ins Stocken geriet und nicht mehr so recht vorankam, schlugen die Seahawks daraus erneut Kapital, um eine 8-Punkte Führung mithilfe einer gelungenen 2-Point-Conversion aufzubauen (15:7). Der Angriff der Blue Wings setzte zwar alles in Bewegung und konnte sich sogar mit beeindrucken  Pässen vorwärts bewegen, aber zum Pausenpfiff war mal wieder das Timing der Killer, so dass die Zeit für einen Versuch kurz vor der Endzone nicht mehr ausreichte.

Nach der Halbzeit versuchten die Wolfsburg, auf den vorigen Raumgewinn aufzubauen, jedoch endete der Weg erneut nicht in der Endzone. Stattdessen versucht es Arne Dettmer mit dem Fuß, dabei ging der 47-Yard Fieldgoalversuch knapp daneben. Da es im Angriff weiterhin noch nicht so richtig gezündet hatte, legte die Defense einfach einen drauf. Nur wenige Spielzüge später war es Safety Julien Reitmeyer, der dem gegnerischen Receiver den Ball aus den Händen entriss und die verbleibenden 20-Yards bis zur Endzone durchsprintete. Mit der anschließenden 2-Point-Conversion durch RB Marten Meier wurde zumindest der Ausgleich wiederhergestellt.

Im weiteren Verlauf sah sich die gesamte Mannschaft einer harten Aufgabe gestellt, um einerseits vorne Punkte zu erzielen und andererseits einen erneuten Rückstand zu vermeiden. Trotz massivem Raumverlust war es schließlich erneut Reitmeyer, der einen Yard vor der eigenen Endzone den nächsten Fumble erzwang und Schlimmeres verhindern konnte. Mit dieser neuen Chance und 99 Yards zu gehen machte sich die Offense auf einen langen und hart umkämpften Weg, bei dem sie sich am Ende gebührend belohnen durften. Mittlerweile im letzten Quarter angekommen nahm dieses Mal Receiver Dettmer nach 11 Spielzügen den Ball in die Hand, der auch auf kurzer Strecke (5 Yards) zu überzeugen wusste und die erneute Führung einbrachte (15:21). Mit ausreichend Zeit auf der Uhr standen die Blue Wings nun nur noch vor der Herausforderung, den amerikanischen Quarterback der Seahawks unter Druck zu setzen, um einen tiefen Pass in die Endzone erfolgreich zu verteidigen, was dieses Mal souverän abgewehrt werden konnte.

Nicht zu stoppen! Im entscheidenden Moment ließen die Blue Wings nichts anbrennen. Bildquelle: Sven Peter @sven.peter

Zum Schluss war die Erleichterung groß, als die Uhr endlich abgelaufen und die Mannschaft für ihre harte Arbeit mit einem Sieg belohnt wurde. Damit haben TV-Jahns Footballer nicht nur ihr fast dreijähriger (2020 pandemiebedingt ausgefallen) Niederlagenserie (letzter Sieg 17.08. gegen die Hamburg Pioneers; 33:18) gebrochen, sondern zugleich den ersten Sieg für Hendrik Ebert als Headcoach der Herrenmannschaft geebnet. „Trotz guter Ansätze hat die Defense in der ersten Hälfte viele Schwächen gezeigt. Nach der Halbzeit fanden sie endlich wieder zu alter Stärke“ kritisiert Ebert zugleich, da der Erfolg zugleich von einigen Schatten überdeckt wurde. „Das war ein harter Arbeitssieg der gesamten Mannschaft, die wir mit hohen Kosten durch Verletzungen bezahlen mussten“ ergänzt Ebert. Neben Verlusten in der Defense hatte während QB Henrik Bosse während des Spiels erneut mit Oberschenkelproblemen zu kämpfen, so dass dieser vorzeitig an Back-Up Diego Scalogna übergeben musste. Der Youngster machte dabei das bestmögliche aus der Situation und leistete sich trotz einer Interception keine gröberen Schnitzer.

„Entscheidend war, dass wir uns nicht aus der Ruhe haben bringen lassen und bei unserem Spiel und unserer Identität geblieben sind. Das Ergebnis war am Ende knapp, aber alles in allem doch verdient“ äußert sich Offense Coordinator Rune Baruschke zum Spielgeschehen, der bereits schon im Vorfeld mit einigen Engpässen auf einigen Positionen zu kämpfen hatten. Dennoch zeigte er sich trotz der verhältnismäßig wenigen Punkte (1 Touchdown durch die Defense) sehr zufrieden: „Es war das erwartet schwere Spiel, in dem wir am Ende ein paar positive Plays mehr hatten als unsere Gegner“. Mit diesem Aufschwung geht es in zwei Wochen dann direkt ins nächste Auswärtsspiel bei den Hamburg Blue Devils, die nach zwei Niederlagen bereits mit dem Rücken zur Wand stehen und einen Gang zulegen müssen, wenn sie im Kampf um die oberen Plätze noch mitreden wollen. Da die Spiele teilweise sehr knapp ausgefallen sind, sind die Hamburger keineswegs zu unterschätzen. Zu oft haben die Wolfsburger solche Begegnungen auf die leichte Schulter genommen, um am Ende dann doch als großer Verlierer herauszugehen. Umso wichtiger ist eine intensive Vorbereitung, um nichts anbrennen zu lassen und nicht mit einer unglücklichen Niederlage vom Platz zu gehen. Eins steht fest: am 28.05. um 15 Uhr wird definitiv ein anderer Wind wehen, wenn sich die Blue Wings bei den Blue Devils versuchen.

Spielstand: 15:21 (7:7/8:0/0:8/0:6)

Erzielte Punkte:
1. Quarter:
– Michel Mannott (3-Yard Rushing Touchdown) (PAT L. Schwarz gut)
2. Quarter:

3. Quarter:
– Julien Reitmeyer (20-Yard Fumble-Recovery Touchdown)
– Marten Meier (2-Point Conversion)
4. Quarter:
– Arne Dettmer (5-Yard Rushing Touchdown) (PAT L. Schwarz n.i.O.)